Autor: Hartmut Geißler
Neufassung 2020
Der ursprüngliche Ortskern des 1112 erstmals urkundlich erwähnten „Wi(e)nheim“ entspricht dem Bereich, der heute von Dammstraße, Rheinstraße, Schubertstraße und Backhausstraße umschlossen wird. Dort liegen auch die Stationen des Historischen Rundganges.
Die Dorfgemeinschaft lebte in wirtschaftlich bescheidenen Verhältnissen von etwas Landwirtschaft und der Arbeit in adligem oder kirchlichem Grundbesitz. Im 18. Jahrhundert besaßen nämlich die Herren von Greiffenclau, die Klöster Gottesthal im Rheingau und Jakobsberg, die Jesuitenmission in Nieder-Ingelheim, das Mainzer Noviziat und das „Mainzer Kollegium" reichen Grundbesitz in Frei-Weinheim. Wahrscheinlich deshalb bekam der Ort seit dem 17. Jahrhundert eine deutliche Mehrheit von katholischen Einwohnern, denn die auf den Gütern der Herrschaften Arbeitenden folgten in aller Regel der Konfession ihrer Herren. Als einziger Ingelheimer Ort wählte Frei-Weinheim 1933 nicht mehrheitlich die NSDAP, sondern das Zentrum!
Ansonsten lebte man vom Fischfang, vom Hafen und von dem Fährschifffahrts-Monopol, das genossenschaftlich von allen männlichen Bürgern ausgeübt wurde.
Nach dem Beginn der Industrialisierung in Nieder-Ingelheim und in Frei-Weinheim selbst (die "Bleiweiß") wurde Frei-Weinheim auch zum Arbeiterort.
Immer wieder war der Ort vom Rheinhochwasser bedroht oder betroffen.
Frei-Weinheim besaß eine selbständige Bürgermeisterei, die sich im Hause des jeweiligen Schultheißen befand. Ein Wappen mit dem kaiserlichen Adler wie die anderen Ingelheimer Orte wurde Frei-Weinheim niemals verliehen, wohl aber 1709 ein Gerichtssiegel, das den Erzengel Michael zeigt. Im rückwärtigen Bereich des heutigen Bürgerhauses stand die von 1877 bis 1977 mit zwei kurzen Unterbrechungen gesamtkonfessionell genutzte alte Volksschule. Das Wohnhaus rechts daneben (Rheinstraße Nr. 236) diente als Lehrerwohnhaus und als Gemeindebüro, war aber kein Rathaus.
Gs, erstmals: 28.10.20; Stand: 28.10.20