Autor: Hartmut Geißler
nach Henn, Kleine Schrift Nr. 1 und
Bartz, 1940, Bohnerzvorkommen,
sowie mit Zeitungsmeldungen aus dem Rheinhessischen Beobachter von 1863 (Peter Weiland)
Der Abbau von Bohnerzen vom Westerberg gegenüber von Appenheim und Nieder-Hilbersheim wurde durch eine deutsch-holländische Aktien-Gesellschaft im April 1857 aufgenommen. Die Bohnerze, die sich in eisenhaltigem Wasser vor 3 bis 5 Millionen Jahren gebildet hatten, wurden auf dem Westerberg gesiebt, dann mit Pferdegespannen zum Hafen von Frei-Weinheim gefahren, dort zerkleinert und in der "Erzwäsch" gewaschen, unterhalb des Kranes in Flur II "Am Rahnacker" (s. Saalwächter, BIG 13, S. 13). Von dort wurden das Roheisen per Schiff ins Ruhrgebiet transportiert.
Nach sechs Jahren wurde die Firma offenbar zahlungsunfähig, sodass die letzten geförderten Bohnerze zwangsweise versteigert wurden (RhhB vom 6. Juni und 19. Dezember 1863; Dank an Peter Weiland!). Wer sie ersteigerte, ist unbekannt. Aus der nebenstehenden Zeitungsannonce geht auch die Lage der Grube hervor: Flur XVIII Nr. 1 an der Grenze zu Appenheim und Nieder-Hilbersheim.
Ute Engelen weist in der Ingelheim-Geschichte von 2019, S. 384, zu Recht darauf hin, dass man darunter noch keinen Ansatz zu einer Industrialisierung Ingelheims sehen kann. Es war schließlich nur eine Rohstoff-Zulieferungstätigkeit für Fabriken im Ruhrgebiet.
Gs, erstmals 22.02.07; Stand: 27.04.22