Autor: Hartmut Geißler
nach Henn, Industrie-Entwicklung
Gewerbetagebuch Stadtarchiv Ingelheim
1875 wurde durch Dr. Hermann Heyer und Hermann Pistor eine Papierstofffabrik auf dem "Hammelacker" zwischen dem Weinheimer Weg und der Selz gegründet, in Höhe des neuen Boehringer- Verwaltungsgebäudes. Sie beschäftigte zeitweise 150 Beschäftigte und produzierte bis 1888 Rohstoff für die Papierherstellung, und zwar Zellwolle, die aus Stroh, das aus ganz Rheinhessen dorthin transportiert wurde, durch Röst- und Kalzinieröfen und nach einer Bleiche durch Chlor hergestellt wurde.
Inm Gewerbetagebuch wurde sie unter dem 18. Januar 1875 eingetragen als Fabrik "von Sand, Löß und Packpaier und Pappdeckel mit einer Dampfmaschiene von 40 Menschenkräften". Später gehörte sie zuder Mainzer Filiale der Vereinigung Deutscher Strohstoff-Fabriken" (Henn, S. 4).
Sie hatte einen hohen Wasserverbrauch, den sie mit Wasser aus der Selz deckte. Ihre Abwässer leitete sie gleichfalls in die Selz, die dadurch stark verunreinigt wurde, sodass es von Frei-Weinheimer Fischern Klagen gab. Auch gegen den Geruch dieser Fabrik protestierte Wilhelm von Erlanger. Die im Gemeinderat stark vertretenen Bauern kritisierten die Fabrik, weil sie ihnen (Saison-) Arbeitskräfte abwarb.
Nach einem Brand von 1888 wurde sie stillgelegt und ihre Anlagen wurden von der Portland-Cementfabrik C. Krebs übernommen.
Ihre Gebäude sind rechts oben auf dem Lageplan des Telefonanlageantrages Boehringer auf der Industrialisierungsseite zu sehen.
Gs, erstmals: 22.02.07; Stand: 07.11.21