Autor: Hartmut Geißler
Nach Henn, Industrie-Entwicklung,
Engelen S. 386/7 und
Meyer/Mentgen, S. 196-200
1866 kaufte der jüdische Hopfenhändler Adolf Löwensberg die Brauerei Grell an der Mainzer Straße (s. Straße „Im Malzhof“), die Malzfabrik wurde 1890 erbaut. Die Rohstoffe (Gerste und Weizen) kamen aus dem Umland, und das Bier fand deutschlandweiten Absatz.
"Bei einem Streik der Mälzer kündigten die Eigentümer Löwensberg im Jahr 1912 allen Arbeitern. Das war bis 1914 ein nicht unübliches Vorgehen bei Arbeitskämpfen. Für Brauereien war die Lebesmittelknappheit im Ersten Weltkrieg ein großes Problem und Bier konnte nur noch in eingeschränkten Maße produziert werden." (Engelen S. 386)
Später übernahm der Neffe Salomon Löwensberg die Geschäftsleitung. Er war in Ingelheim außerordentlich angesehen, politisch eher rechts („deutsch-national“), kam als Unteroffizier mit dem Eisernen Kreuz aus dem 1. Weltkrieg zurück und wurde noch 1935, also schon in der Nazizeit, mit dem Frontkämpfer-Ehrenkreuz ausgezeichnet. Vielleicht wurde deshalb seine Wohnung 1938 von Verwüstungen verschont. Aber sein Unternehmen wurde "arisiert": "1938 erwarben Karl Lang & Gen. aus Sporkenheim die Malzfabrik" (Engelen S. 387).
Während des Krieges dienten die Gebäude als Heeresverpflegungslager und wurden 1950 unter einem neuen Eigentümer Hermann Röder wieder als Brauerei in Betrieb genommen, die mit ca. 16 Mitarbeitern bis 1975 produzierte.
In den 1990er Jahren wurden die Wohnhäuser "Im Malzhof" auf diesem Gelände gebaut.
Salomon Löwensberg wurde 1938 kurzzeitig im KZ Buchenwald gefangen gehalten, konnte aber 1941 mit seiner Familie in die USA emigrieren.
Gs, erstmals: 05.12.16; Stand:12.01.20